Diesel-Skandal: Abgas-Schummelei und Preisabsprachen
Zunächst schien nur VW bei den Abgaswerten seiner Diesel-Modelle mit modulierter Software getrickst zu haben. Doch in den letzten Wochen hat sich die Affäre zu einem bundesweiten Skandal ausgeweitet, in den zahlreiche weitere Hersteller verwickelt sind.
Schlimmer noch: Es scheint, als hätten die Konzerne untereinander Absprachen hinsichtlich der eingesetzten Abgastechnik und der Preisgestaltung getroffen. Schon fürchtet man, dass diese Machenschaften das Ansehen der Deutschen Autoindustrie in der Welt schwer beschädigen könnten. Wie sich die Affäre um die Manipulation von Abgaswerten in den vergangenen Wochen und Monaten entwickelt hat erfahren Sie hier.
Von der Abgasmanipulation bei VW zum gesamtdeutschen Industrieskandal
Die Abgasaffäre nahm bereits im September 2015 Ihren Anfang. Zu diesem Zeitpunkt wurde öffentlich bekannt, dass Volkswagen spezielle Software in seinen Dieselfahrzeugen einsetzt. Diese sorgt dafür, dass die Fahrzeuge zwar auf dem Prüfstand, nicht jedoch auf der Straße die vorgeschriebenen Abgas-Grenzwerte einhalten.
Darauf trat der VW-Konzernchef am 28. September 2015 zurück. Gegen Ihn wird mittlerweile auch wegen Betrugs ermittelt. VW war mittlerweile gezwungen, in den USA einen Vergleich in Höhe von 17 Milliarden Euro abzuschließen. Zudem sitzt ein VW-Manager in U-Haft. Ihm droht eine langjährige Haftstrafe wegen absichtlicher Falschaussagen gegenüber den US-Umweltbehörden.
Anfang Juli 2017 folgt in Deutschland schließlich ein Paukenschlag: VW Mitarbeiter erstatten Selbstanzeige beim Kartellamt. Sie teilen den Ermittlungsbehörden mit, dass auch bei zahlreichen weiteren deutschen Automobilherstellern Diesel-Abgaswerte manipuliert worden seien. Zudem hätten sich die Hersteller jahrelang untereinander abgesprochen, auch was ihre Preisgestaltung angeht. Somit wird der Abgas-Skandal zur Kartell-Affäre.
Die größten deutschen Autobauer sind betroffen
Zunächst wird klar, dass auch die VW Töchter Audi und Porsche die Abgaswerte Ihrer Diesel manipuliert haben. Kurze Zeit später steht auch Daimler im Fokus der Ermittler wegen Verwendung illegaler Software zur Modifizierung der Abgaswerte auf dem Prüfstand.
Kurz danach reicht VW ein Schreiben bei der Wettbewerbsbehörde als eine Art Selbstanzeige ein – auch im Namen von Porsche und Audi. Dieses besagt, dass es bereits seit Anfang der 1990er Jahre Absprachen zwischen VW, Daimler, BMW, Audi und Porsche gegeben habe. Diese sollen sich auf Lieferanten, Kosten, Motoren und verwendete Abgasfilter sowie die Abgasreinigung bei Dieselfahrzeugen erstreckt haben.
Schon wenig später hat scheinbar auch Daimler eine eigene Selbstanzeige verfasst – wohl mit dem Ziel, eventuell vom Kartellamt verhängte Strafmaßnahmen abzumildern. Zunächst hatte Daimler eine Manipulation bei den Abgaswerten noch bestritten. Für den Konsumenten sind kleine Preisnachlässe für betroffene Fahrzeuge spürbar, ergibt ein Vergleich der Gebrauchtwagen Preise.
Der Skandal zieht weite Kreise
In der Folge weitet sich der Skandal aus. So soll unter anderem auch der renommierte Zulieferer Bosch an den Kartell-Absprachen beteiligt gewesen sein. Allein von VW sollen weltweit rund 11 Millionen Fahrzeuge betroffen sein.
Verkehrsminister Dobrindt verhängt Ende Juli ein Zulassungsverbot für Diesel-Modelle des Porsche Cayenne, da bei diesen eine verbotene Abschalteinrichtung für die Abgasreinigung verbaut ist. Mit einem „Diesel-Gipfel“ versucht die Regierung Anfang August gemeinsam mit den Herstellern Lösungsansätze zu finden.
Die Ergebnisse bleiben jedoch weit hinter den Erwartungen zurück, ohne Verbote und mit minimalen Auflagen für die Hersteller, während Umweltorganisationen weiter Fahrverbote fordern. Die Hersteller ordnen umfangreiche Rückrufaktionen an, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Jedoch erfolgen dabei keine Umrüstungen, sondern lediglich Software-Updates, deren Wirkung fraglich ist.